2010 Hägler

 

aus: Neues Bieler Jahrbuch 1976, S. 120–122 

 

Paul Hägler (1897–1976) Musikdirektor

 

Paul Hägler wurde 1897 in Münchenstein bei Basel geboren.

Im Jahr 1923 erkor der Gemeinderat von Balsthal Paul Hägler als Gesangspädagogen für den Schulgesang und überband ihm auch die Leitung der drei Vereine: Männerchor, Frauenchor, Musikgesellschaft. In dieser Funktion als junger Musikdirektor wirkte sich Paul Häglers Tätigkeit im Musikleben Balsthals in jeder Hinsicht befruchtend aus.

Der aufstrebende Musiker suchte aber nach 13jähriger Tätigkeit ein grösseres Wirkungsfeld und wurde 1934 vom Männerchor «Harmonie» Biel aus 22 Bewerbern des In- und Auslandes zum Direktor gewählt. Kurz darauf erfolgte die Wahl – nach dem segensreichen Wirken Ernst Schweirigrubers – als Direktor des Frauenchors «Cäcilia» Biel. Als Paul Hägler das Bieler Kammerorchester gründete, waren die Voraussetzungen zur Aufführung grösserer Werke (Kantaten, Messen, Oratorien) gegeben. Sein Wirken als Musikpädagoge am Konservatorium Biel (Gesang und Klavier) fand verdiente Würdigung.

   Daraufhin erfolgte die Wahl als Gesanglehrer an die Sekundarschule Bözingen-Mett. In dieser Funktion wirkte Paul Hägler über das Pensionsalter hinaus mit seinem grossen und tiefen Verständnis für die Kunst der Musik und die Jugend, was aus den Abschiedsworten von Schulvorsteher Georg Werner aufschlussreich hervorgeht; er schreibt: «Bei vielen Ehemaligen gehören die Musikstunden bei Paul Hägler zu den schönsten und bleibendsten Erinnerungen der Schulzeit, weil sie von der Begeisterung, die unser Musiklehrer auszustrahlen verstand, erfasst wurden».

 

Eine vertraute Gestalt ist nicht mehr unter uns

Nachruf von Ernst Gränicher

Paul Hägler verschied am 25. April 1976 im 79. Altersjahr.

 Im Kampf um das Dasein geht es um mehr als um das Erfüllen unserer beruflichen Pflicht. Es geht noch um andere Werte. Um diese Werte wusste Paul Hägler, der seit einem Jahr nicht mehr unter uns weilt. ...

 Bezeichnend ist sein letztes Werk, das er als Komponist und als Krönung einer sehr beachtlichen Zahl musikalischer Werke vor noch nicht langer Zeit, im Sinne eines Auftrages von oben, schöpfen durfte: Die Messe in a-Moll, welche ihre Uraufführung in der Christ-König-Kirche zu Biel erlebte und in der Ausstrahlung durch Radio Bern als reifes Werk bestätigt wurde. Paul Hägler wusste als christgläubiger und ehrlicher Komponist, dass es beim Schöpfen musikalischer Werke, seien sie vokaler oder instrumentaler Natur, um ein Aufgerufensein von innen heraus, um ein Schöpfen aus hoher Inspirationsquelle geht, und nicht um die menschlich eitle Tatsache, sich selbst gedruckt zu sehen und aufgeführt zu wissen. ...

 

 Von dieser Ausgangsstellung war der Verstorbene überzeugt und erfüllt, wenn ohne sein Dazutun eines seiner Werke als Manuskript oder als gedruckte Komposition zur Aufführung kam: dann konnte er freudig und glücklich strahlen, wie am Ende einer geglückten Aufführung, die er mit seiner Chorgemeinschaft «Damenchor Cäcilia Männerchor Harmonie» in Begleitung des von ihm gegründeten und geleiteten Bieler Kammerorchesters durchgestanden hatte. Und es waren der Aufführungen nicht wenige, die unter seiner Stabführung während fast 40 Jahren das musikkulturelle Leben der Stadt Biel bereicherten. Wir denken vor allem an die Aufführungen der Oratorien «Elias», «Josua», «Die Jahreszeiten», «Die Schöpfung» und an die «C-Dur-Messe» Beethovens, die nicht nur das gesangliche Niveau Biels bereicherten, sondern den beiden beteiligten Vereinen «Cäcilia» und «Harmonie» Befeuerung und Auftrieb zu anspruchsvollerem Musizieren gaben.

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In Würdigung seiner grossen Verdienste als Musikpädagoge, Komponist und Chorleiter wurde Paul Hägler im Jahr 1958 der Kunstpreis der Stadt Biel zuerkannt.

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Nach seinem Rücktritt als Musikdirektor und als Gesanglehrer an der Schule nutzte Paul Hägler die ihn wohltätig umfangende Stille und Musse zur Vertiefung der harmonischen Bande zu seiner verständnisvollen Gattin und zum Schöpfen neuer Werke, deren die «Messe in a-Moll» sein letztes werden sollte.

Die Erinnerung an diesen aufrechten Menschen und Musiker halten wir in Ehren.

 

Ernst Gränicher

Text gekürzt